UNCG German Studies

Lixl-Purcell's Home Page

Rückblick. Contents Page


Should you encounter problems reading this article, or have suggestions concerning additions and revisions, please send email to lixlpurc@fagan.uncg.edu.

Leseprobe

Excerpt from

Rückblick
Texte und Bilder nach 1945

An Intermediate German Studies Reader

Andreas Lixl-Purcell


Houghton Mifflin Company
Boston 1995
ISBN 0-395-69904



Rückblick is designed for use in intermediate to advanced intermediate German courses with a focus on popular culture and social history. The interdisciplinary texts and images offer portraits of Central European life from the Cold War through the postmodern era. The accompanying exercises are designed to enhance students' reading, conversation, and composition skills.


Inhalt

Timeline

Introduction

Teil I BLICK AUF DIE GEGENWART
Einführung und Chronologie 1989-heute



Ausschnitt aus Kapitel 1


German Studies Context: The post-war trend towards European integration began in 1957 with the formation of the first European Economic Community. It included the Federal Republic of Germany, France, Italy, and the Benelux states (Belgium, The Netherlands, Luxemburg). Between 1972 and 1989, six more nations joined the European Community (EC), including Denmark, Great Britain, Greece, Ireland, Portugal, and Spain. The demise of Eastern Europe's communist camp following the revolutions of 1989 created an entirely new framework for inter-European collaboration and integration. However, the political shifts not only led to new alliances but also brought new frictions and divisions. The trend towards a unified Europe was countered in many regions by the emergence of new forms of nationalism and separatism. The Czech and Slovak division, the Yugoslavian civil wars, the break-up of the former Soviet Union were all fuelled by new nationalist movements violently opposed to the notion of ethnic pluralism within a united Europe. Despite these setbacks, a new milestone for the creation of an "European Union" (EU) was reached in 1992 with the signing of the Treaty of Maastricht in The Netherlands. The accord prepared the way for an integrated market based on the free exchange of goods and services. Final political and monetary unity is planned for the end of this century. Among the members of the EC, Germany has taken a leading role in support of these measures. Austria recently joined the EU, while Switzerland opted to remain neutral and outside.

Übersicht: Die Unterrichtseinheit behandelt das Thema Deutschland und Europa nach dem Ende des Kalten Krieges. Die Bundesrepublik Deutschland spielte seit der Teilung 1949 eine wichtige Rolle in der Europäischen Gemeinschaft (EG). Durch seine geographische Lage und wirtschaftliche Bedeutung wurde es ein einflußreicher Mitgliedsstaat der EG. Die Materialien des Kapitels spiegeln die Euphorie aber auch die Apathie einiger EG-Bürger über die geplante wirtschaftliche, finanzielle, und politische Einheit Europas zur Europäischen Union. Die Illustrationen am Anfang und Ende des Kapitels zeigen die geographische und demographische Gliederung des Kontinents. Die Texte zitieren in- und ausländische Meinungen über den Bau eines gemeinsamen europäischen Hauses. Das Bild in der Mitte zeigt eine politische Werbung der deutschen Bundesregierung für den Start des europäischen Binnenmarkts 1993. Zahlreiche Übungen vermitteln den Einstieg in die aktuelle deutsch-europäische Landeskunde der Gegenwart.

Texte: Eurofrust und Eurovision (Leserbriefe)

Zu den Autoren: Die Idee eines "gemeinsamen" Hauses findet bei den Europäern nicht nur enthusiastische Unterstützung sondern auch Kritik und Ablehnung. Die Absender der Leserbriefe repräsentieren den Pluralismus der Meinungen. Lydia Golianova aus der Slowakischen Republik spricht über regionale Unterschiede, Klaus Borde aus Düsseldorf beschreibt seine Gedanken als Deutscher und Europäer, Andrzej Szczypiorski aus Polen kritisiert die westeuropäische Arroganz, Margarita Mathiopoulos aus Hannover fühlt wenig Optimismus für die Vereinigung Europas, während Victor Hugos historischer Text die Euphorie des "Weltbürgers" im 19. Jahrhundert spiegelt.

Zu den Texten: Die Leserbriefe stammen aus verschiedenen deutschen Zeitschriften und Zeitungen von den Jahren 1991 bis 1993. Sie nehmen Stellung zum Thema der europäischen Vereinigung aus der Perspektive mehrerer Nationen. Man spürt sowohl die Hoffnung und Erwartung auf ein offenes Zusammenleben, aber auch Skepsis über den geplanten Einheitsmarkt und Angst vor dem Verlust der nationalen Eigenheit.


Vorarbeit zum Lesen

Übung. Wo findet man diese Spezialitäten?
Welche kulinarischen Spezialitäten passen zu welchen europäischen Ländern? Einige - aber nicht alle - Merkmale findet man in den Texten erwähnt. Manches paßt auf mehrere Länder.

1. Frankreich a. Prager Schinken
2. Deutschland b. Cappuccino
3. die Slowakische Republik c. Sacher Torte
4. die Schweiz d. Emmentaler Käse
5. die Tschechische Republik e. Salami
6. österreich f. Salzburger Nockerl
7. Ungarn g. Knödel
8. Italien h. Baguette (langes Weißbrot)
i. etc.

Übung F. Vokabelübung. Finden Sie in der ersten Wortliste zu jedem Wort das passende Synonym. Wählen Sie in der zweiten Wortliste die richtige Übersetzung für jedes deutsche Wort.

Synonyme

1. die Wohngemeinschaft a. dumm, sinnlos
2. in viele Winkel dieses Erdteils b. streiten, bekriegen, Krieg machen
3. kämpfen c. weinen, nasse Augen bekommen
4. heulen d. in vielen Teilen, Gebieten oder Regionen der Welt
5. verrückt e. zwei Geschwister, die gleich alt sind
6. die Zwillinge f. mit vielen Formen und Gestalten
7. die Ahnen g. das Haus
8. das Gebäude h. Menschen, die zusammen wohnen
9. vielgestaltig i. die Vorfahren [Eltern, Großeltern, Urgroßeltern]
10. verwaist j. Beziehungen zu Nachbarn
11. die Nachbarschaftskontakte k. elternlos, ohne Eltern

Übersetzungen

1. der Hurrapatriot a. to create
2. verraten b. to unite
3. die Selbsttäuschung c. to betray
4. erschaffen d. self-deception
5. zusammenschließen e. against each other
6. unverwechselbar f. blind patriot, nationalist
7. gegeneinander g. unmistakable, distinctive


Texte: Eurofrust und Eurovision

(1) Lydia Golianova, slowakische Schülerin aus Bratislava, geboren 1978.

Deutsche ohne Bier? Europa: die Mutter, die sehr viele Kinder hat. Seht, jetzt weint sie. Ihre Kinder kämpfen gegeneinander, wollen nicht mehr zusammen sein. Ist es nicht verrückt? Zur gleichen Zeit ist sie auch glücklich. Europäische Länder kommen in einem Bund zusammen. Am meisten freut sie sich, daß die geteilten deutschen Zwillinge wieder zusammen sind. Aber Achtung, nicht nur Grenzen trennen die Völker, sondern auch Sprache, Glaube, Politik. Muttersprache, Kultur und Tradition sollten bestehen bleiben. Es wäre schade, wenn wir die Eigenheiten unserer Ahnen verlieren würden. Könnt ihr Euch das vorstellen - Slowaken ohne Nocken, Tschechen und Deutsche ohne Bier, Franzosen ohne Wein und Ungarn ohne Wurst? Also ich nicht!


(2) Klaus Borde, deutscher Arbeiter aus Düsseldorf, geboren 1950.

Wie groß und schön ist Europa, wie vielgestaltig, wie unverwechselbar! Und wie schön ist es, in vielen Winkeln dieses Erdteils Freunde zu entdecken. Aber: Werde ich es schaffen, über meine inneren deutschen Grenzen hinauszudenken? É Ich bin kein Hurrapatriot, aber ich freue mich, wenn Boris Becker oder Steffi Graf im Tennis gewinnen. Bei Fußballweltmeisterschaften und Olympischen Spielen darf der Bessere auch einmal aus Deutschland sein. Damit ich schön heulen kann, wenn die Nationalhymne erklingt.


(3) Andrzej Szczypiorski, polnischer Schriftsteller und Publizist aus Warschau, geboren 1924.

Kehrt Osteuropa zurück? Wir sprechen und schreiben jetzt sehr viel über die Rückkehr Osteuropas zu Europa. Dies ist meiner Meinung nach eine falsche Bemerkung. Die Osteuropäer - also Polen, Tschechen, Slowaken, Ungarn, und Ostdeutsche - haben Europa nie verlassen. Das ist die Wahrheit. Es ist nicht so, daß wir nach Europa zurückkehren, Europa muß zu uns kommen. Das ist eine moralische, politische und kulturelle Verpflichtung der Westeuropäer. Sie müssen wieder in ihre europäische Heimat zurückfinden! Wir waren immer in Europa. Wir waren verwaist, verletzt, verraten, verlassen, aber trotzdem waren wir Europäer und dachten abendländisch. Deswegen bin ich ein Gegner des Satzes: "Jetzt kehren Polen, die Tschechische Republik, Ungarn usw. nach Europa zurück." Es ist nicht so.


(4) Margarita Mathiopoulos, Bankdirektorin in Hannover, geboren 1944.

Das Ende eines Mythos. Wir sollten nicht der Selbsttäuschung erliegen, wonach ein Europa von Usbekistan bis Großbritannien zu schaffen wäre. Es wäre wesentlich realistischer, drei europäische Häuser zu errichten: (a) Das transatlantische Gebäude ruht auf den Säulen guter Organisationen wie der Europäischen Gemeinschaft und der NATO. (b) Das ostmitteleuropäische Haus beruht stark auf der traditionellen Zusammenarbeit der ehemaligen sozialistischen Staaten unter Einschluß Albaniens und der Baltischen Republiken. (c) Das dritte europäische Haus, die Gemeinschaft Unäbhängiger Staaten (GUS), bilden die Staaten der ehemaligen Sowjetunion, aber ohne das Baltikum. Es geht darum, zwischen den unterschiedlichen Wohnungen in den drei Häusern vielfältige Nachbarschaftskontakte herzustellen. Sie führen zur Bildung von Wohngemeinschaften und Zusammenarbeit zwischen allen Mietern der drei Häuser.


(5) Victor Hugo, französischer Dichter, Paris 1849. Ein Tag wird kommen, wo Ihr, Frankreich, Rußland, Ihr, Italien, England, Deutschland, all Ihr Nationen des Kontinents ohne die besonderen Eigenheiten Eurer ruhmreichen Individualität einzubüßen, Euch eng zu einer höheren Gemeinschaft zusammenschließen und die große europäische Bruderschaft begründen werdet. Genauso, wie die Normandie, die Bretagne, Lothringen, Elsaß und all unsere Provinzen sich zu Frankreich verschmolzen haben.

Quellen: Klaus Borde, Aber ein bißchen stolzÉ, PZ, Nr. 71 (Dezember 1992), S. 14; Lydia Golianova, Juma, 1/93, S. S. 27; Dr. Margarita Mathiopoulos, Die Welt, 22. Mai 1993, S. 5. Andrzej Szczypiorski, PZ, Nr. 71 (Dezember 1992), S. 22;


Übungen zu den Texten

Übung. Fragen zu den Texten und Autoren

1. Wer sind Boris Becker und Steffi Graf? Was wissen Sie über die beiden?
2. Was für Berufe haben die fünf Autoren?
(1) __________ (2) __________ (3) __________ (4) __________ (5) __________
3. Mit welchen vier Adjektiven beschreibt Klaus Borde Europa?
(1) __________ (2) __________ (3) __________ (4) __________
4. Welche "drei europäischen Häuser" beschreibt Mathiopoulos? Wer wohnt wo?
(1) __________ (2) __________ (3) __________
5. Womit vergleicht Lydia Golianova Europa und seine Länder?
6. Womit vergleicht Lydia Golianova das vereinte Deutschland (nach 1990)?
7. Was nennt Andrzej Szczypiorski eine moralische Verpflichtung der Westeuropäer?
8. Womit vergleicht Hugo die Verschmelzung Europas zu einer höheren Bruderschaft?

Übung. Diskussion: Eurofrust und Eurovision

1. Lydia Golianova spricht über zwei gegenteilige Trends im Europa der 90er Jahre: Vereinigung und Zerfall. Welche Staaten sind in kleinere Staaten zerfallen? Welche Staaten wollen in die Europäische Gemeinschaft?
2. Welche Autoren, glauben Sie, empfinden viel "Eurofrust"? Wer hat die größte "Eurovision"?
3. Was kritisiert der Pole Szczypiorski an den Westeuropäern? Finden Sie diese Kritik richtig oder nicht?
4. Was halten Sie über die Idee von "drei europäischen Häusern"? Finden Sie das realistisch, pessimistisch, idealistisch, gut?

Übung. Schriftliche Übungen.
Wählen Sie ein Thema.

1. Schreiben Sie einen Aufsatz zum Thema: "Damit ich schön heulen kann, wenn die Nationalhymne erklingt" - patriotisch oder pathologisch?
2. Sie sind Zeitungsredakteur. Schreiben Sie eine kommentierende Einführung zu einem der fünf Leserbriefe.
3. Schreiben Sie einen Antwortbrief an den Verfasser eines Leserbriefs. Beginnen Sie Ihren Antwortbrief mit: "Sehr geehrter Herr É", "Sehr geehrte Frau É"


Ende der Leseprobe aus Kapitel 1



UNCG German Studies

Lixl-Purcell's Home Page

Rückblick. Contents Page